Viktor Frankl & die Zukunft der Führung: Warum sinnzentrierte Führung der wahre Erfolgsfaktor ist
- Nadja
- 5. März
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: vor 4 Tagen
Warum sinnzentrierte Führung ein echter Gamechanger ist!

In diesem Blogbeitrag erfährst du mehr über:
Wer war Viktor Frankl und was können Führungskräfte von ihm lernen?
Warum Sinn die Führung der Zukunft prägt
In einer Welt voller Unsicherheiten, Krisen und rasanter Veränderungen suchen Menschen nach Orientierung. Doch wer gibt diese Orientierung? Führungskräfte! Die Art und Weise, wie heute geführt wird, hat direkten Einfluss auf die Motivation, das Engagement und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
Während früher primär Zahlen, Prozesse und Effizienz im Fokus standen, geht es heute um weit mehr: Sinn und Purpose sind die wahren Treiber für Motivation, Engagement und nachhaltigen Erfolg. Genau hier setzt das Konzept der sinnzentrierten Führung an, das auf den Erkenntnissen des bekannten Psychologen und Neurologen Viktor E. Frankl basiert.
Frankl erkannte, dass der Mensch nicht primär nach Glück oder Erfolg strebt, sondern nach einem tiefen "Warum", nach Sinn. Dieser kann jedoch nicht vorgegeben oder von außen auferlegt werden, sondern muss individuell gefunden werden. Führungskräfte können daher nicht "Sinn vermitteln", sondern vielmehr Rahmenbedingungen schaffen, die es Mitarbeitenden ermöglichen, ihren eigenen Sinn in der Arbeit zu entdecken. Wer als Führungskraft eine Umgebung schafft, in der Menschen die Möglichkeit haben, über ihren eigenen Sinn zu reflektieren, ermöglicht eine tiefere Verbindung zur Arbeit und eine stärkere Identifikation mit den Aufgaben.
Wer war Viktor Frankl und was können Führungskräfte von ihm lernen?
Viktor Frankl (1905–1997) war ein österreichischer Neurologe, Psychiater und Holocaust-Überlebender, der als Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse gilt. Diese Therapieform basiert auf der Erkenntnis, dass der Mensch ein sinnstrebendes Wesen ist und dass das Finden von Sinn entscheidend für psychische Gesundheit, Wohlbefinden und Resilienz ist.
Frankl unterschied sich von anderen psychologischen Schulen seiner Zeit, insbesondere von Sigmund Freuds Psychoanalyse und Alfred Adlers Individualpsychologie. Während Freud den Menschen als von Lust getrieben ansah und Adler das Machtstreben in den Vordergrund stellte, argumentierte Frankl, dass der Mensch primär nach Sinn strebt.
Frankl verbrachte während der NS-Zeit mehrere Jahre in Konzentrationslagern, darunter Auschwitz und Dachau. Während dieser Zeit bestätigte sich seine bereits vor dem KZ verfasste Hypothese: Menschen, die einen Sinn in ihrem Leben fanden, konnten selbst unter den extremsten Bedingungen Hoffnung und innere Stärke bewahren. Er hält seine Gedanken vor allem in seinem weltbekannten Buch „...trotzdem Ja zum Leben sagen“ fest, in dem er seine Erlebnisse als Holocaust-Überlebender verarbeitet und dabei eine zentrale Erkenntnis formuliert:
„Wer ein Warum zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie.“
Viktor Frankls Erkenntnis hat weitreichende Implikationen für die moderne Führung. Führungskräfte sind nicht nur dafür verantwortlich, Aufgaben zu delegieren oder Zahlen zu analysieren. Sie müssen vor allem bei der Sinnfindung unterstützen. Nicht, indem sie ihn vorgeben, sondern indem sie Rahmenbedingungen schaffen, die es Mitarbeitenden ermöglichen, ihren eigenen Sinn in der Arbeit zu finden.
Frankls zentrales Konzept lautet:
„Der Mensch ist nicht Opfer seiner Umstände, sondern hat die Freiheit, seine Haltung zu wählen.“
Dies bedeutet, dass wir selbst in schwierigen Situationen eine sinnvolle Haltung einnehmen können.
Die drei Säulen der Logotherapie und Ihr Bezug zur Führung
Frankls Logotherapie basiert auf drei Grundprinzipien, die sich hervorragend auf Führung übertragen lassen:
Sinn als primäre Motivation: Menschen streben nicht primär nach Lust (wie Freud meinte) oder Macht (wie Adler betonte), sondern nach tieferen Sinn. Sie sind nicht nur auf Gehalt oder Karrieren fokussiert, sondern Streben nach einer tieferen Bedeutung in ihrer Tätigkeit.
Freiheit der Wahl: Egal unter welchen Umständen, wir können unsere Einstellung und unser Verhalten bewusst wählen. Unabhängig von äußeren Umständen hat jeder Mensch die Möglichkeit, eine Haltung einzunehmen.
Sinnerfüllung durch Verantwortung: Sinn findet man nicht nur in sich selbst, sondern in der Verantwortung für eine Aufgabe, eine Person oder eine höhere Idee.
Diese Prinzipien sind heute, insbesondere für Führungskräfte, relevanter denn je. In einer Zeit der Unsicherheit kann eine sinnzentrierte Führung helfen, eine Kultur der Sinnfindung zu etablieren und damit Orientierung zu geben sowie Motivation und Resilienz zu stärken.
Wissenschaftlich belegt: Der Einfluss von Sinn auf die Leistung
Laut den Daten der Universität Zürich empfinden 19 Prozent der Beschäftigten ihren Job als sinnlos. (1) Wird der Job als sinnlos empfunden, leidet die Bindung an das Unternehmen. Laut des führenden Markt- und Meinungsforschungsinstitut Gallup haben 19 % der Beschäftigten keine emotionale Bindung mehr an Ihren Arbeitgeber. (2)
Schaffen es Unternehmen mit Hilfe ihrer Führungskräfte die Sinnfindung zu unterstützen, hat das direkten Einfluss auf die Performance und das Wohlbefinden. Menschen die einen Sinn im dem erkennen was sie tun, haben nachweislich eine größere Lebenszufriedenheit (3) Wie eine Studie des CRM-Anbieters Salesforce außerdem belegt, geben 80 Prozent der Beschäftigten an, dass sich glücklicher auf der Arbeit sind, wenn sie einen Sinn in ihrer Tätigkeit entdecken. (4)
Mitarbeitende, die einen tieferen Sinn in ihrer Arbeit erkennen, sind resilienter und widerstandsfähiger gegenüber Stress. Dies wirkt sich langfristig auch positiv auf das gesamte Arbeitsklima aus. (5) Eine Organisation, die Sinnfindung in den Mittelpunkt stellt, kann sich als attraktiver Arbeitgeber positionieren und talentierte Mitarbeitende langfristig binden.
Zwischen Krisen und KI: Warum Sinn die neue Währung der Führung ist
Sinnzentrierte Führung gewinnt angesichts globaler Krisen, künstlicher Intelligenz und zunehmender Unsicherheiten an Bedeutung. Fachkräftemangel, hohe Fluktuation und steigende Erwartungen an Arbeitgeber erfordern gezielte Maßnahmen, um Sinn als zentrales Element der Führung zu verankern. Eine effektive Strategie besteht darin, Mitarbeitende aktiv in die (Unternehmens)vision einzubinden, ihnen zu verdeutlichen, welchen Beitrag ihre Arbeit leistet, und ihnen Gelegenheiten zur Reflexion des tieferen Sinns ihrer Tätigkeiten zu bieten – etwa durch Gespräche, Workshops oder Reflexionsrunden. Dabei ist allerdings behutsames Vorgehen angebracht. Je nach Ausgangslage kann ein solcher Schritt Teams überfordert zurücklassen.
Eine offene Kommunikationskultur ist essenziell, damit Mitarbeitende ihre Werte und Ziele mit der Unternehmensvision in Einklang bringen können. Führungskräfte sollten zudem gezielt lernen, Sinn als Erfolgsfaktor zu nutzen und ihren Führungsstil wertebasiert auszurichten. Dies stärkt nicht nur individuelle Führungskräfte, sondern auch die Unternehmenskultur insgesamt, indem Motivation, Engagement und Stabilität gefördert werden.
Sinnzentriert führen: Wie junge Führungskräfte innere Stabilität entwickeln
Besonders herausfordernd ist, dass junge oder frisch beförderte Führungskräfte oft selbst nach Orientierung suchen. Ohne eine klare innere Haltung bleibt Führung beliebig, was sich auf die Teams auswirkt. Ein starkes Führungsleitbild hilft dabei, langfristige Entscheidungen zu treffen und mit Überzeugung zu führen.
Gleichzeitig erwarten insbesondere die Generationen Y und Z einen tieferen Sinn in ihrer Arbeit, weshalb Unternehmen gezielt Reflexionsräume schaffen sollten. Hinzu kommt die zunehmende Komplexität der Arbeitswelt, die schnelle Entscheidungen erfordert. Wer sich dabei nur von Zahlen oder Angst leiten lässt, verliert an Authentizität. Eine sinnzentrierte Führung hingegen stützt sich auf Werte und Prinzipien und vermittelt dem Team Orientierung in herausfordernden Zeiten. Unser Modul Purpose & Werte setzt genau hier an und vermittelt die notwendigen Grundlagen für eine wertebasierte und sinnorientierte Führung.
Fazit: Führung braucht mehr als Strategie – sie braucht Sinn!
Die Arbeitswelt verändert sich rasant, doch eines bleibt konstant: Menschen wollen Sinn in ihrer Arbeit finden. Führungskräfte können diesen nicht vorgeben, aber sie können Räume schaffen, in denen Sinn erfahrbar wird. Unternehmen, die Mitarbeitenden helfen, Sinn in ihrer Arbeit zu finden, profitieren von höherem Engagement, besserer Performance und langfristiger Mitarbeiterbindung.
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Buchempfehlung:
Viktor E. Frankl, ... trotzdem Ja zum Leben sagen - Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager, dtv, 1998
Quellen
(1) Business Insider, Nicht nur „Bullshit-Jobs“: Jeder Fünfte empfindet seinen Job als sinnlos, 2023
(2) Gallup, Engagement Index Deutschland, 2023
(3) Kendal Cotton Bronk et al., Purpose, Hope, and Life Satisfaction in Three Age Groups, Journal of Positive Psychology, 2009 4(6)
(4) Salesforce, New Salesforce Data Reveals Top Drivers of Exceptional Employee Experience, 2022
(5) Schaefer, S. M., et al. Purpose in Life Predicts Better Emotional Recovery from Negative Stimuli, PLoS ONE, 2013, 8(11)